Die Dekubitusprophylaxe, also das Vermeiden des sog. Wundliegens, ist eine wichtige Aufgabe bei der Pflege von bettlägerigen Menschen. Richtig durchgeführt kann sie helfen, schmerzhafte Haut- und Gewebeschädigungen zu vermeiden. Sie leistet so einen wesentlichen Beitrag für eine gute Lebensqualität schwer pflegebedürftiger Menschen.
Im Artikel erläutern wir die Entstehung von sog. Dekubitalgeschwüren und geben Anregungen zu deren Vermeidung weiter. Da dabei auch der Lagerung der Pflegebedürftigen eine besondere Bedeutung zukommt, stellen wir zudem zwei hilfreiche Lagerungstechniken vor.
Was ist ein Dekubitus?
Gesunde Menschen bewegen sich von Natur aus auch im Schlaf. Sie beugen so einer einseitigen Überlastung einzelner Haut- und Gewebestellen infolge einer zu hohen Druckbelastung durch das eigene Körpergewicht automatisch vor. Da bettlägerige Menschen dazu jedoch nicht mehr in der Lage sind, ist bei ihnen die Gefahr besonders hoch, ein sog. Druckgeschwür zu erhalten.
Mangeldurchblutung durch Druckerhöhung
Ein Dekubitus entsteht immer dann, wenn entweder kurzzeitig sehr hoher Druck auf eine Körperstelle ausgeübt wird oder auch mittelfristig ein geringerer Druck, durch den dennoch die Durchblutung der entsprechenden Körperpartie gestört wird. Ein Dekubitus kann sich so also auch innerhalb kurzer Zeit bilden – je nach Belastung und dem körperlichem Gesamtzustand der betroffenen Person.
Druck von außen und innen
Der Druck auf das Gewebe kann entweder von außen entstehen, z. B. durch Falten in der Kleidung oder eine einseitig belastende Lagerung, oder aber von innen, wenn das verhältnismäßig hohe Gewicht von Knochen und Gelenken zu stark auf Haut und Gewebe drückt. Körperstellen wie der Kopf, die Schultern, Ellenbogen, Kniegelenke oder Versen sind dabei besonders gefährdet.
Reibung und Scherkräfte
Auch Reibung (z. B. verursacht durch ein verrutschtes Bettlaken) kann ein Druckgeschwür begünstigen, ebenso auch Scherkräfte. Sie treten immer dann auf, wenn sich die oberste Hautschicht und die darunterliegenden Gewebeschichten gegeneinander verschieben und die Durchblutung so gestört wird.
Unterschiedliche Dekubitus-Kategorien
Je nach Ausmaß und Schwere können Dekubitalgeschwüre in vier Kategorien unterteilt werden:
- Kategorie 1: Die Haut ist stark gerötet und färbt sich auch beim sog. Fingertest, also beim sanften Drücken der betroffenen Stelle mit einem Finger, nicht wieder weiß.
- Kategorie 2: Die Haut zeigt eine offene, aber oberflächliche Wunde oder eine weitestgehend farblose Blase.
- Kategorie 3: Die Wunde reicht bis auf die tiefergehenden Hautschichten.
- Kategorie 4: Die Wunde ist sehr tief. Sie reicht bis auf Sehnen und Knochen.
Lagerungsmatratzen als beste Dekubitusprophylaxe?
Speziell entwickelte Antidekubitus-Matratzen stellen eine gute Möglichkeit dar, um das Risiko eines Druckgeschwürs zu vermeiden. So können entsprechende Weichlagerungsmatratzen helfen, das Körpergewicht gleichmäßiger zu verteilen. Da die Erkrankten jedoch tiefer in die Matratze einsinken, kann dies die Beweglichkeit zusätzlich einschränken. Der Einsatz einer entsprechenden Matratze sollte daher gut mit medizinischen oder pflegerischen Fachkräften besprochen werden. Elektrisch gesteuerte Wechseldruckmatratzen arbeiten mit verschiedenen Luftkammern, die in festgelegten Intervallen gefüllt und geleert werden, sodass einzelne Körperregionen immer wieder be- und entlastet werden. Allerdings kann es bei den Matratzen zum sog. „Seegangeffekt“ kommen, der besonders für Patientinnen und Patienten mit Wahrnehmungsstörungen (z. B. nach einem Schlaganfall oder bei Demenz) belastend sein kann. Diese können durch die ständig wechselnde Lagerung das Bewusstsein für die eigenen Körpergrenzen verlieren. Es versteht sich zudem von selbst, dass auch Spezialmatratzen kein Schutzautomatismus bieten. Eine wachsame und achtsame Pflege bleibt also immer das effektivste Mittel für eine gute Dekubitusprophylaxe.
Wirksame Hilfen zur Dekubitusprophylaxe
So unangenehm ein Druckgeschwür für Erkrankte und Pflegepersonen auch sein mag, so gut lässt es sich in den meisten Fällen vermeiden, wenn einige wichtige Hinweise bei der Pflege beachtet werden:
- Vorerkrankungen beachten: Da Dekubitalgeschwüre durch eine mangelnde Durchblutung entstehen, sollten Sie auch Vorerkrankungen nicht übersehen, die sich negativ auf die Durchblutung der Betroffenen auswirken. Dies kann z. B. eine Herzschwäche oder Diabetes sein. Auch Krankheiten, die die Mobilität der Pflegebedürftigen zusätzlich einschränken, wie z. B. Rheuma, Arthritis oder Parkinson, können das Dekubitusrisiko erhöhen. Schließlich gelten auch Sensibilitätsstörungen, Hauterkrankungen und eine Veranlagung zum starken Schwitzen als zusätzliche Risikofaktoren.
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- Dekubitus-Anzeichen frühzeitig erkennen: Um die Entstehung eines Dekubitus zu vermeiden, sollten Sie die Haut der bettlägerigen Person regelmäßig, am besten mindestens dreimal täglich (z. B. im Rahmen der Morgen- und Abendpflege) auf mögliche Risikostellen und erste Anzeichen von Rötungen überprüfen.
- Katheter, Sonden und Verbände überwachen: Da es sich nicht vermeiden lässt, dass bettlägerige Patientinnen und Patienten auch auf den Schläuchen von Sonden und Kathetern liegen, erhöhen diese das Dekubitusrisiko zusätzlich. Ebenso können sich auch Verbände durch die damit verbundene Bewegungseinschränkung negativ auswirken. Pflaster erhöhen die Gefahr von Scherungen. Die entsprechenden Körperstellen sollten daher besonders gut überwacht werden.
- Eine gute Ernährung sicherstellen: Eine ausgewogene Kost mit ausreichend Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um Durchblutungsproblemen vorzubeugen. Zugleich kann sie die Mobilität und Sensibilität der Betroffenen fördern. Eine altersgerechte Ernährung ist daher ein wichtiger Baustein für jede Dekubitusprophylaxe.
- Eigenbewegung fördern: Da Bewegung die beste Methode zur Dekubitusprophylaxe ist, sollten Sie jede Form von Eigenbewegung unterstützen. Selbst ein kurzes Sitzen an der Bettkante kann bereits hilfreich sein.
- Die Haut pflegen:
- Eine gut gepflegte Haut ist weniger anfällig für D
- ekubitus. Pflegen Sie die Haut des*r Pflegebedürftigen daher mit Öl oder einer milden, feuchtigkeitsspendenden Pflegecreme. Verzichten Sie jedoch auf Parfümzugaben od
- er ähnliches.
- Trocken lagern: Versuchen Sie, die bettlägerige Person immer möglichst trocken zu lagern. Verwenden Sie atmungsaktive Kleidung. Vermeiden Sie allzu warme Bettdecken. Achten Sie auf eine gute Körperhygiene, vor allem bei Winde
- ln, Inkontinenz und starkem Schwitzen.
- Auf die eigene Gesundheit achten: Da Sie bettlägerige Patienten mehrmals am Tag umlagern müssen, sollten Sie auch Ihre persönliche Gesundheit gut im Blick behalten. Dabei ist ein rücken- und kräfteschonendes Vorgehen besonders wichtig. Falls Sie über ein Pflegebett verfügen, fahren Sie dies bis auf Hüfthöhe nach oben, um Ihren Rücken zu entlasten.
- Rat und Hilfe holen: Liegt einmal ein DDie richtige Lagerung – das wirksamste Mittel für eine effektive Dekubitusprophylaxe
Eine professionelle, druckentlastende Lagerung ist der Schlüssel für eine erfolgreiche und effektive Dekubitusprophylaxe. Daher sollten Sie sich als Pflegeperson mit den beiden nachfolgenden Lagerungspositionen vertraut machen. Sie sind nicht schwer in der Anwendung, aber sehr effektiv in ihrer Wirkung.
Dekubitusprophylaxe mit der 30-Grad-Lagerung
Bewegen Sie die pflegebedürftige Person auf die Seite, indem Sie die Beine anwinkeln und die Hände auf der Körpermitte platzieren. Legen Sie den Kopf und die Beine vorsichtig nach rechts. Platzieren Sie unter dem*r Erkrankten eine Decke, sodass die Wirbelsäule frei bleibt. Wiederholen Sie den Vorgang auf der linken Seite, sodass die Person nun mit frei gelagerter Wirbelsäule auf dem Rücken liegt. Drehen sie die Person auf die linke Seite und legen Sie rechts eine weitere Decke fächerförmig so zusammen, dass diese als Stütze dient. Formen Sie anschließend die Decke auf der linken Seite so, dass keine Hohlräume entstehen und anfällige Stellen gut geschützt sind. Klemmen Sie zwischen die Waden ein Kissen, damit sich diese nicht berühren. Platzieren Sie die Füße ebenfalls leicht erhöht auf einem Kissen. Positionieren Sie die Arme und Hände locker auf einer Decke oder Handtüchern auf dem Oberkörper. Nun sollte Ihr*e Angehörige*r gut geschützt leicht schräg auf dem Rücken liegen.
Erklärvideo für die 30-Grad-Lagerung
Dekubitusprophylaxe mit der 135-Grad-Lagerung
Bewegen Sie die pflegebedürftige Person zunächst an den Bettrand, indem Sie unter Kopf und Füße ein Kissen legen und die pflegebedürftige Person zu sich ziehen. Entfernen Sie das Kissen unter den Füßen. Platzieren Sie anschließend auf der freien Bettseite ein Kissen. Drehen Sie den*die Patient*in an der Schulter und dem Oberschenkel auf die Seite und platzieren Sie das obere Bein angewinkelt auf dem bereitgelegten Kissen. Passen Sie die Position dieses Kissens so an, dass es zudem auch zwischen den Oberschenkeln liegt. Platzieren Sie auf beiden Seiten auf der Höhe des Oberkörpers weitere Kissen, sodass keine Hohlräume entstehen. Nun sollte Ihr*e Angehörige*r bequem auf der Seite liegen. Diese Position eignet sich besonders für Seitenschläfer.
Erklärvideo für die 135-Grad-Lagerung
Die 24 h Pflege zu Hause – engagierte Hilfe bei der Dekubitusprophylaxe
Die Pflege weitestgehend immobiler Patientinnen und Patienten kann für pflegende Angehörige schnell zu einer großen Belastung werden. So nimmt neben der täglichen Grundpflege auch das regelmäßige Umlagern der Betroffenen viel Zeit in Anspruch.
Eine gute Entlastung können die Betreuungskräfte der 24 h Pflege zu Hause bieten. Sie sind in der Dekubitusprophylaxe und in der Anwendung verschiedener Lagerungstechniken gut geschult. Da sie die pflegebedürftige Person zudem permanent im häuslichen Umfeld begleiten, können sie eine situationsgerechte, entlastende Lagerung sicherstellen. Sie können so eine wertvolle Hilfe für die pflegebedürftigen älteren Menschen, aber vor allem auch für Sie als Pflegeperson bieten. - ekubitus vor, so ist dessen Behandlung meist aufwendig und langatmig. Schließlich kann die betroffene Stelle nur selten frei gelagert, also vollständig druckentlastet werden. Zwar können Druckgeschwüre in der Kategorie 1 grundsätzlich noch von Angehörigen selbst behandelt werden, während ab der Kategorie 2 immer eine Behandlung durch Fachkräfte notwendig wird. Dennoch sollten Sie nicht zögern, sich bereits bei einem Verdachtsfall sowie bei Fragen und Unsicherheiten umgehend an Ihren Pflegeservice oder Ihren Hausarzt zu wenden.